probability

Vienna_17.07.20_06:44 pm

»Die ästhetische Wahrheit ist also in ihrer wesentlichen Bedeutung Wahrscheinlichkeit, jene Stufe der Wahrheit, auf der man, auch wenn man nicht zur vollständigen Gewißheit geführt worden ist, dennoch keine Falschheit beobachten kann.«

Baumgarten, Alexander G ; Schweizer, Hans R: Theoretische Ästhetik : Die grundlegenden Abschnitte aus der “Aesthetica” (1750/58). Lateinisch – Deutsch. Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1988. p. 115

Aesthetic truth hence is in it’s essential meaning probability, that level of truth at which, even if one has not been led to complete certainty, no falsehood can be observed.

[im]perfection

Vienna_10.07.20_07:42 pm

Richard Sennett. The Craftsman, yale university press: new haven & london (2008), pp 45, 46

“[ . . . ] the point is to finish so that the piece can be used. To the absolutist in every craftsman, each imperfection is a failure; to the practitioner, obsession with perfection seems a prescription for failure.”

Es geht darum, etwas so zu beenden, dass das Teil verwendet werden kann. Für den Absolutisten in jedem Handwerker ist jegliche Unvollkommenheit ein Misserfolg; für den Praktiker indessen, scheint die Perfektionsbesessenheit ein Versagensrezept zu sein.

never cling to anything

Vienna_09.06.20_05:03 pm

Nirgends anhaften, von allem losgelöst sein. Das muß immer nach zwei Seiten hin exerziert werden: erst nach der weltlichen Seite, wo man an Menschen und an Hunderten von Dingen hängt, um ihrerwillen man sich sorgt und aufregt; dann aber genauso nach der geistlichen Seite. Sobald in einem Menschen überwärtiges Leben erwacht, neigt er dazu, sich aus den Argumenten und Lehren, die ihn überzeugt haben, ein Himmelsgebäude zurechtzuzimmern, indem er sich selig und geborgen fühlen kann. Mit diesem »ganz natürlichen« Verlangen trägt er in seine Religion bereits den Keim schleichender Verseuchung und macht aus dem, was ihn frei machen sollte, sich selbst und anderen eine knechtende Fessel.

Seidl, Achim. Das Weisheitsbuch des Zen: Koans aus dem Bi-Yän-Lu. München, Wien: Carl Hanser Verlag, 1988. pp 148, 149

Never cling to anything, be detached from everything. This must always be practiced in the direction of two sides: first towards the worldly side, where one clings to people and hundreds of things, for whose sake one is worried and upset; but then also towards the spiritual side. As soon as a superordinate life awakens in a person, s/he tends to construct out of the arguments and teachings that have convinced him/her a celestial building in which s/he is feeling blissful and secure. With this “quite natural” desire, s/he already carries the germ of gradual contamination into his/her religion and turns what should make him/her free into a subjugating fetter to him/herself and others.

orientation and devotion

Vienna_01.06.20_05:26 pm [Natural History Museum]

Da die menschliche Spezies nicht nur von Instinkten geleitet wird, die ihr Verhalten bestimmen, sondern auch mit Selbstbewusstsein, Vernunft und Vorstellungskraft ausgestattet ist, braucht sie einen Rahmen zur Orientierung und ein Objekt der Hingabe, um überleben zu können.

adapted from: Fromm, Erich. Haben Oder Sein: Die Seelischen Grundlagen e. Neuen Gesellschaft. 30, Aufl. München: Dt. Taschenbuchverl., 2001. pp 132, 133

As the human species is not only guided by instincts that determine its actions, but is also endowed with self-consciousness, reason and imagination, it needs a framework for orientation and an object of devotion in order to survive.

ordered sensible

Vienna_ 13.05.20_04:12 pm

“A world in order is a world of the ordered sensible, a world where things have their place , where those that exist are present and those which do not exist are absent. [ . . . ] a world of relief where ambiguities become marginal and do not interfere with the perennial nature of things.”

Bonnet, François J :The Infra-World. Falmouth, UK: Urbanomic Media, 2017. pp 34,35

Eine geordnete Welt ist eine Welt des geordneten Sinnlichen, eine Welt, in der Dinge ihren Platz haben, in der diejenigen existieren, die existieren und diejenigen, die nicht existieren, absent sind. [ . . . ] eine befreiende Welt, in der Mehrdeutigkeiten marginal werden und die Dauerhaftigkeit der Dinge nicht beeinträchtigen.

sensible: vernünftig, sinnvoll, zweckmäßig, gescheit, bewusst, wahrnehmbar, fühlbar, spürbar, merklich, beachtlich, gravierend, verständig, sinnlich, empfänglich, empfindungsfähig, sinnenfällig [https://www.dict.cc/?s=sensible]