“Wir werden also mit dem Rüstzeug für tausend verschiedene Leben geboren [ . . . ], obwohl wir letzten Endes doch nur eines führen. Das ist nur unter der Bedingung möglich, dass diebiologischen Bedürfnisse und Triebe die verschiedenen Möglichkeiten ihrer Realisierung nicht genau festlegen.”
Sahlins, Marschall. Das Menschenbild des Westens – Ein Missverständnis? Berlin: Matthes & Seitz, 2017. p 192
Thus we are born with the equipment for a thousand different lives [ . . . ], although in the end we only live one. This is only possible on the condition that the biological needs and instincts do not precisely define the various possibilities of their realization.
“Nirgends anhaften, von allem losgelöst sein. Das muß immer nach zwei Seiten hin exerziert werden: erst nach der weltlichen Seite, wo man an Menschen und an Hunderten von Dingen hängt, um ihrerwillen man sich sorgt und aufregt; dann aber genauso nach der geistlichen Seite. Sobald in einem Menschen überwärtiges Leben erwacht, neigt er dazu,sich aus den Argumenten und Lehren, die ihn überzeugt haben, ein Himmelsgebäude zurechtzuzimmern, indem er sich selig und geborgen fühlen kann. Mit diesem »ganz natürlichen« Verlangen trägt er in seine Religion bereits den Keim schleichender Verseuchung und macht aus dem, was ihn frei machen sollte, sich selbst und anderen eineknechtende Fessel.“
Seidl, Achim. Das Weisheitsbuch des Zen: Koans aus dem Bi-Yän-Lu. München, Wien: Carl Hanser Verlag, 1988. pp 148, 149
Never cling to anything, be detached from everything. This must always be practiced in the direction of two sides: first towards the worldly side, where one clings to people and hundreds of things, for whose sake one is worried and upset; but then also towards the spiritual side. As soon as a superordinate life awakens in a person, s/he tends to construct out of the arguments and teachings that have convinced him/her a celestial building in which s/he is feeling blissful and secure. With this “quite natural” desire, s/he already carries the germ of gradual contamination into his/her religion and turns what should make him/her free into a subjugating fetter to him/herself and others.
“Alles Essen, das wir zu uns nehmen, hat eine zwiefache Bedeutung. Es führt uns erstens unserem Geschmackssinn ein Erlebnis zu, und es befriedigt zweitens das Verlangen des Körpers nach Kalorien. Das Geschmackserlebnis hat es nur mit der S u b s t a n z einer Speise zu tun, die Befriedigung des Verlangens nur mit der M a t e r i e derselben Speise. Es besteht ein unzweifelhafter philosophischer Unterschied zwischen Substanz und Materie, denn die Materie ist nichts asl Materie, die Substanz aber ist die gestaltete Materie, Materie zur Potenz einer Wesensidee erhoben.”
Werfel, Franz. Stern der Ungeborenen. Ein Reiseroman. Frankfurt a.M.: Fischer, 1981. p 67
“All the food we are eating has a twofold meaning. First, it delivers an experience to our sense of taste, and second, it satisfies the body’s need for calories. The flavour experience relates only to the s u b s t a n c e of food, the satisfaction of need only to the m a t t e r of the same food. There is an undoubted philosophical difference between substance and matter, because matter is nothing as matter, but substance is shaped matter, matter raised to the potency of an essential idea.”
Der höchste Wahrheitsgipfel [ . . . ] ist zwar zur Vielheit der zehntausend erscheinenden Dinge im Auf und Ab des Irdischen der äußere Gegenpol, vom Tagesleben jedoch in keiner Weise wegzudenken, [ . . . ]. [ . . . Beides ist] als Kehrseite derselben Medallie untrennbar miteinander verbunden.
Seidl, Achim. Das Weisheitsbuch des Zen: Koans aus dem Bi-Yän-Lu. München, Wien: Carl Hanser Verlag, 1988. p158
The highest truth summit [ . . . ] is the outer opposite pole to the multiplicity of the ten thousand things appearing in the ups and downs of the earthly, but can in no way be imagined seperate from everyday life, [ . . . ]. [ . . . ] Both are inseparably linked with the opposite side of the same coin.
Da die menschliche Spezies nicht nur von Instinkten geleitet wird, die ihr Verhalten bestimmen, sondern auch mit Selbstbewusstsein, Vernunft und Vorstellungskraft ausgestattet ist, braucht sie einen Rahmen zur Orientierung und ein Objekt der Hingabe, um überleben zu können.
adapted from: Fromm, Erich. Haben Oder Sein: Die Seelischen Grundlagen e. Neuen Gesellschaft. 30, Aufl. München: Dt. Taschenbuchverl., 2001. pp 132, 133
As the human species is not only guided by instincts that determine its actions, but is also endowed with self-consciousness, reason and imagination, it needs a framework for orientation and an object of devotion in order to survive.