options

Vienna_22.09.20_14:37 pm

“Die monotheistischen Doktrinen geben [ . . . ] noch keineswegs den spezifischen Weg des zerstörerischen und plündernden Umganges mit Natur zwingend vor, sondern lassen Optionen von ganzheitlicher Ehrfurcht vor der Natur offen. Aber eine versachlichte, homogene und hierarchische Konzeption vom nicht-menschlichen Diesseits wird dadurch zur Norm, innerhalb derer auch die Beherrschung und Zerstörung von Natur erst zu einem denkbaren moralischen Standard werden kann – zu einer möglichen aber dann permanenten Aufforderung an die menschliche Praxis.”

Gingrich, A., & Mader, E. Metamorphosen der Natur: sozialanthropologische Untersuchungen zum Verhältnis von Weltbild und natürlicher Umwelt. Wien: Böhlau, 2002. p 21

The monotheistic doctrines by no means dictate the specific way of dealing with nature in a destructive and plundering manner, but leave options open to a holistic awe for nature. In this way, however, an objectified, homogeneous and hierarchical conception of the non-human world becomes the norm, within which also the mastery and destruction of nature can become a conceivable moral standard – as a possible but then permanent request to human practice.

resonance wire

Bremen_21.08.2020_08:14 pm

”Gerade weil sich Freunde wechselseitig zu berühren und zu bewegen vermögen, können sie einander aber auch rasch verletzen – beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Auf Verletzungen solcher Art reagieren Subjekte nahzu mechanisch mit Schließung, mit schützender Verhärtung, gleichsam dadurch, dass die den Resonanzdraht am Vibirieren hindern.”

Rosa, H. Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Suhrkamp Berlin, 2. Auflage 2019 [1. 2016]. pp 359, 360

Precisely because friends are able to touch and move one another, they can also hurt one another quickly – intentionally or unintentionally. Subjects react almost mechanically to injuries of this kind with closure, with protective hardening, as it were by preventing the resonance wire from vibrating.

Self-understanding

Bremen_21.08.20_08:00 pm

”Common sense tells us that it’s easier to understand ourselves than to understand other people. After all, we tend to think that we have direct access to our own feelings and ideas and not to anybody else’s. Self-understanding seems prior to mutual under-standing, and in some ways it is. But any really deep under-standing of why we do what we do, feel what we feel, change as we change, and even believe what we believe, takes us beyond ourselves. Understanding of ourselves is not unlike other forms of understanding—it comes out of our constant interactions with our physical, cultural, and interpersonal environment.

Lakoff, G. and Johnson, M. Metaphors we live by: Chicago : University of Chicago Press, 1980. p 233

Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass es einfacher ist, sich selbst zu verstehen, als andere Menschen zu verstehen. Schließlich neigen wir dazu zu glauben, dass wir direkten Zugang zu unseren eigenen Gefühlen und Ideen haben und nicht zu denen anderer Leute. Sich-selbst-Verstehen scheint vor dem gegenseitigen Verstehen zu kommen, und in gewisser Weise ist es das auch. Aber jedes wirklich tiefe Verständnis dafür, warum wir das tun, was wir tun, fühlen, was wir fühlen, uns ändern, wenn wir uns ändern, und sogar glauben, was wir glauben, führt uns über uns hinaus. Das Verständnis von uns selbst ist nicht anders als andere Formen des Verstehens – es entsteht aus unserer ständigen Interaktion mit unserer physischen, kulturellen und zwischenmenschlichen Umgebung.

significance

Vienna_11.08.20_05:43 pm

” [ . . . ] im Tun des Physikers [ist] automatisch die Vorexistenz einer Wirklichkeit angenommen, die es durch das Experiment zu untersuchen gilt. Selbstverständlich kommt es durch die physikalische Untersuchung eines Objektes zu einer Wechselwirkung, das heißt zu einer Rückwirkung auf das Objekt, die im Prinzip zwar berücksichtigt werden müßte, in der Physik großer, sogennannter makroskopischer, Objekte jedoch so klein ist, daß sie keinerlei Bedeutung besitzt.”

Zeilinger, A.: Physik und Wirklichkeit – Neuere Entwicklungen zum Einstein-Podolsky-Rosen Paradoxon. In: In : Reichl, H-C. [edt]. Naturwissenschaft und Weltbild: Mathematik und Quantenphysik in unserem Denk- und Wertesystem. Hölder-Pichler-Tempsky, Wien, 1992. p. 99

In the actions of the physicist, the pre-existence of a reality is automatically assumed, which is to be investigated by experiment. Of course, the physical investigation of an object leads to an interaction, i.e. a repercussion on the object, which in principle should be taken into account, but in the physics of large, so-called macroscopic objects, it is so small that it has no significance.

the regime of reason

Vienna_02.08.20_09:56 am [Iphiclides podalirius]

Uexküll, Jakob von. Der Sinn Des Lebens. Stuttgart: Klett, 1977 [1947]. p 103

”In den Ordnungen des Verstandes von Ursache und Wirkung, von Bedingung und Bedingtem betrachten wir das Lebewesen als eine Reflexmaschine, die durch materielle Ursachen der Außenwelt in Bewegung gesetzt wird. Daher herrscht dort nur eine Objekt-Objekt Beziehung.
Biologisch aber ist das Objekt je nach dem Subjekt, mit dem es in Beziehung tritt, ein völlig anderer Gegenstand.

In the regime of reason represented by cause and effect, by condition and the dependent, we consider the living being as a reflex machine that is set in motion by material causes in the outside world. Thus it is prevailed by an object-object relationship there.
Biologically, however, the object is a completely different object depending on the subject with which it relates.